Die Krise

20. November 2008 um 19:14 | Veröffentlicht in Internet, Journalisten, Kapitel_4, Kapitel_7, Medienökonomie, Zeitung | 1 Kommentar

Sehr viele Menschen aus Journalismus und Medienunternehmen reden zurzeit über die Krise. Die dunklen Wolken am Horizont des Arbeitsmarkts für Journalisten haben sich verdichtet. Wieder einmal wird deutlich, wie stark die Medien aufgrund ihrer Anzeigenfinanzierung von den Konjunkturzyklen abhängig sind: Der Konjunkturabschwung und die weltweiten Rezessionsängste schlagen auf die Redaktionsetats durch, wenn zum Beispiel die Banken-, Auto- oder Stellenanzeigen ausbleiben. Aktuelle Krisenbeispiele aus dem Verlagswesen sind die Süddeutsche Zeitung (1,2), die F.A.Z. (1,2), die WAZ-Gruppe in NRW (1,2) und Gruner+Jahr, wo die Zeitschrift „Park Avenue“ eingestellt wird und die Redaktionen von FTD, Capital, Impulse und Börse online zusammengelegt werden sollen (1,2).

Nach aktuellen Angaben von Nielsen Media Research sind die Werbeeinnahmen vor allem der Printmedien im Jahresdurchschnitt mittlerweile zurückgegangen (Jan. bis Okt. Zeitschriften -4,3% und Tageszeitungen -0,2%). In einer Pressemitteilung vom 13. Oktober war noch von einem Wachstum im dritten Quartal die Rede – insgesamt und vor allem bei Fernsehen und Tageszeitungen (Jan. bis Sept. Zeitschriften -3,8% und Tageszeitungen +0,5 %). Der Einbruch im Oktober muss schon massiv gewesen sein. Bei der Online-Werbung zeichnet sich der Rückgang schon seit Jahresbeginn ab – auch wenn die Wachstumszahlen vergleichsweise groß bleiben: Die Zuwächse lagen im ersten Quartal bei 44%, im zweiten bei 39% und im dritten bei 30%. Im Internet bleiben die Aussichten rosig: „Trotz der abflachenden Wachstumsraten ist ein Ende des Online-Werbebooms noch lange nicht in Sicht“, so Nielsen Media Research. Der Online-Werbemarkt hat inzwischen den Radiomarkt überholt und macht schon rund ein Viertel des Zeitungs-Werbemarkts aus.

Wir erinnern uns noch gut an die letzte Krise, als z.B. die Tageszeitungen zwischen 2000 und 2004 fast ein Drittel der gesamten Anzeigeneinnahmen verloren. Die Jahre 2001 bis 2004 waren düstere Zeiten auf dem journalistischen Arbeitsmarkt. Die Redaktionen sind inzwischen so stark verdichtet, dass eine weitere Sparwelle schmerzhafte Qualitätseinbußen mit sich bringen wird.

Wer im nächsten Jahr seine Journalistenausbildung abschließt, wird es nicht leicht haben, gleich einen guten Job zu bekommen. Man muss wohl mit noch mehr Einstellungstops in weiteren Redaktionen rechnen. Die aktuelle Krise wird den Wandel des Journalismus beschleunigen: Mehr plattform-übergreifendes redaktionelles Arbeiten, mehr journalistische Ressourcen fürs Internet und weniger für Print. Wer schon in der Ausbildung auf den Online-Journalismus baut, setzt nach wie vor auf einen Boombereich (auch wenn mir dies auf dem Fachjournalistenkongress nicht alle geglaubt haben). Der Geschäftsführer des Verbands Deutscher Zeitschriftenverleger VDZ, Wolfgang Fürstner, zum Beispiel sagte turi-tv: „Wir haben ein Defizit an technik- und internetaffinen, jungen Fachleuten und der Markt bildet noch nicht genügend aus.“

Nachtrag (25.11.): Das TV-Medienmagazin „Zapp“ des NDR bringt einen Beitrag zur Medienkrise (morgen Abend) und hat im Internet ein Dossier zu diesem Thema zusammengestellt – mit weiteren Interviews und Beiträgen aus den ARD-Anstalten.

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1 Kommentar

  1. „Wer im nächsten Jahr seine Journalistenausbildung abschließt, wird es nicht leicht haben, gleich einen guten Job zu bekommen.“ Sehr entmutigend… aber als ONLINE-Journalismus-Student besteht ja noch Grund zur Hoffnung: „Wer schon in der Ausbildung auf den Online-Journalismus baut, setzt nach wie vor auf einen Boombereich (auch wenn mir dies auf dem Fachjournalistenkongress nicht alle geglaubt haben).“

    Sehr schön! So kann ich beruhigt weiter schlafen und studieren. :)


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