Heftige Diskussion um Nachdruck von Nazi-Zeitungen

26. Januar 2009 um 12:10 | Veröffentlicht in Ethik, Journalistik, Kapitel_2, Kommunikationsfreiheit, Zeitung | Kommentare deaktiviert für Heftige Diskussion um Nachdruck von Nazi-Zeitungen

Muss der Staat seine Bürger vor dem Nachdruck von NS-Dokumenten schützen? Oder haben wir 60 Jahre nach Kriegsende nahezu ausschließlich mündige Bürger, die sich offen mit diesen Dokumenten auseinandersetzen sollten? – Das Projekt „Zeitungszeugen“ hat die Diskussion um NS-Propagandamaterial erneut entflammt. Seit Anfang Januar werden Zeitungen aus der NS-Zeit nachgedruckt und in einem Umschlag mit kritischer Einordnung durch Historiker am Kiosk verkauft. Die bayerische Staatsregierung hat jetzt die Beschlagnahmung aller im Handel befindlichen Faksimiles desVölkischen Beobachters angeordnet. Wer sich noch ein Exemplar sichern will, muss schnell sein. Es gibt inzwischen viele Medienbeiträge und -diskussionen zu diesem Streit. Ich empfehle vor allem zwei Beiträge: Der westen.de berichtet über eine Diskussion am Institut für Journalistik in Dortmund, wo Professor Horst Pöttker das Projekt verteidigt (er ist im wissenschaftlichen Beirat der „Zeitungszeugen“). Ich kann seine Argumentation sehr nachvollziehen: „60 Jahre nach Kriegsende brauchen wir keinen pädagogischen oder paternalistischen Umgang mit dem NS-Propaganda-Material mehr“, meint Pöttker. Gerade in der Journalistenausbildung sollte Nazi-Propagandamaterial nicht tabuisiert werden. In der Süddeutschen Zeitung hat der Autor Marc Felix Serrao Stimmen aus dem In- und Ausland zur Frage gesammelt, ob sich die Deutschen noch vor ihrer Vergangenheit beschützen müssen.

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