Audio-Bilder-Geschichte: Die Auferstehung einer totgesagten Erzählform – neue Beispiele

2. Juni 2010 um 8:23 | Veröffentlicht in Internet, Kapitel_5, Qualität | 4 Kommentare

Totgesagte leben länger. In einer differenzierten und intensiven Diskussion im Januar 2010 wiesen die besten deutschen Produzenten und Analysten von Audio-Bilder-Geschichten (u.a. Fabian Mohr, Fabian Schweyher, Steffen Leidel und Fiete Stegers) darauf hin, dass sich diese neue Erzählform im deutschen Online-Journalismus nicht durchgesetzt hat. Es stimmt, dass sich dieses Format nicht für jede journalistische Geschichte eignet. Es stimmt aber auch, dass Porträts mit Protagonisten, die etwas zu erzählen und zu zeigen haben, sich meist ganz hervorragend für Audio-Slideshows eignen – und zwar besser als Video oder reiner Text+Bild. Porträts im weitesten Sinne: nicht nur über einzelne Menschen, sondern auch über Gruppen, Projekte und Organisationen bis hin zu Kneipen und speziellen Locations.

In den vergangenen Monaten wurden zwei wichtige Journalistenpreise für Audio-Slideshows vergeben: Die Geschichte einer Münchner Kneipe von Matthias Eberl erhielt den Deutschen Reporterpreis. Das Porträt einer ehemaligen DDR-Sportlerin den Axel-Springer-Nachwuchsjournalistenpreis.

In einem Seminar am Institut für Journalistik der Universität Dortmund haben Studierende diese neue Erzählform getestet. Herausgekommen sind Stücke, die ich für ein großartiges Plädoyer dafür halte, dass Audio-Sideshows ein Potential haben, das in der breiten deutschen Landschaft des Online-Journalismus nicht ausgereizt ist. Aber überzeugen Sie sich bitte selbst und geben Sie ein Feedback (entweder hier oder direkt bei Pflichtlektuere.com).

Wir haben vielfältige Erkenntnisse gewonnen. Unter anderem: Erkenntnis I: Man muss eine singuläre und emotionale Story erzählen, die nicht nur gute O-Töne und Atmo bietet, sondern auch gute Fotos. OK – diese Erkenntnis ist nicht neu. Sie kann aber nicht oft genug betont werden. Man darf sich nicht in zu komplexen Geschichten verstricken, kann aber dem porträtierten Menschen ganz nahe kommen – ich bin fest davon überzeugt, dass man ihm näher kommen kann als mit einer Video- oder TV-Geschichte. Erkenntnis II: Soundslides ist eine wundervolle Software für Einsteiger, hat aber Grenzen. Viele Studierende haben mit Video-Software gearbeitet (u.a. iMovie, Final Cut etc.). Der Einheitlichkeit halber, haben wir alles als YouTube-Video ausgespielt.

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4 Kommentare

  1. Sehr schön. Ein wichtiger Aspekt ist sicher auch, dass das Thema bisher in der Journalismusausbildung nicht fest verankert war. Wir haben Soundslides mittlerweile fest in die Online-Journalismus-Ausbildung in Darmstadt integriert und können Eure Erfahrungen bestätigen. Hinzu kommt: Die Studenten haben daran sehr viel Spaß, es gibt eine hohe Lernkurve, und schließlich gibt es Sitationen, in denen nach meiner Überzeugung der geringere Herstellungsaufwand im Vergleich zum Video bessere Egebnisse bringt. Z.B. hätten sich die Gesprächspartner dieser bei der FR veröffentlichten Audioreportage (http://bit.ly/9lKiTN) auf Videokameras nicht eingelassen.

  2. Nicht alle Studenten hatten ihren Spaß dabei, Herr Pleil. Ich dafür umso mehr.

    Ein paar Beispiele meiner Soundslides (Audio-Slideshows) findet ihr hier: http://juiced.de/blog/mediathek/soundslides/

    • Hm, vielleicht habe ich die Stimmung im Semester positiver wahrgenommen als der Durchschnitt der Studenten selbst. Im Vergleich zu den früher üblichen Flash-Seminaren in der Technik-Schiene bleibe ich aber bei meinem positiven Fazit. Mir ist aber bewusst, dass grundsätzlich eher technisch orientierte Lehrinhalte nicht alle Studenten begeistern.

      Freue mich aber, dass das Ganze Ihnen etwas gebracht hat.

      • Ich war damals einer derjenigen, der sich bei Ihnen (per Mail) ganz begeistert geäußert hatte und sich einen zusätzlichen Photoshop-Kurs gewünscht hatte (wünsche ich mir übrigens für die zweite Studienhälfte nach wie vor sehr!).

        Insgesamt gab es bei unserem Jahrgang (WS08) zwei verschiedene Gruppe. Der ersten gefiel es überwiegend gut, der zweiten sehr durchwachsen, wenn ich das mal so weitergeben darf.

        Sie haben natürlich recht: Technisch orientierte Lehrinhalte begeistern nicht alle. Aber hey, wir studieren hier schließlich ONLINE-Journalismus, da kann man das wohl erwarten, oder? :) (Ich würde mir sogar noch mehr davon wünschen, Bsp: Mediastorm!)


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