Der Druck im Newsroom wächst
4. September 2013 um 16:59 | Veröffentlicht in Journalisten, Kapitel_4, Kapitel_7, Medienökonomie, Newsroom, Qualität, Redaktion, Zeitung | Kommentare deaktiviert für Der Druck im Newsroom wächstWeil ich in diesem Blog häufig über Trends der Redaktionsorganisation und Redaktionsforschung berichte, verweise ich heute auf den Beitrag von Hans-Joachim Graubner, der vor ein paar Tagen von seiner Arbeit im Newsroom der Stuttgarter Zeitung erzählt hat. Der Druck sei stark gestiegen, immer mehr Seiten müssten von der gleichen Mannschaft betreut werden – plus neue Publikationskanäle wie Website, Facebook und Twitter. Ein eindrückliches Beispiel dafür, wie die Aufgaben am Newsdesk wachsen. Der Beitrag ist auf einem Streikblog erschienen, mit dem Redakteurinnen und Redakteure der Stuttgarter Zeitung und der Stuttgarter Nachrichten gegen Gehaltsabsenkung und für die Anerkennung journalistischer Arbeit durch die Arbeitgeber (also das Verlagsmanagement) kämpfen.
Ansehen der Journalisten tatsächlich gestiegen?
29. April 2011 um 10:23 | Veröffentlicht in Journalismusforschung, Journalisten, Kapitel_3 | 2 KommentareDas Institut für Demoskopie Allensbach fragt alle paar Jahre in repräsentativen Bevölkerungsbefragungen nach dem Ansehen ausgewählter Berufe – dieses Mal mit einer überraschenden Erkenntnis: „Journalisten haben im Vergleich zur vorhergehenden Untersuchung deutlich an Ansehen gewonnen“, heißt es in einer Pressemitteilung vom April 2011. Die Resonanz? Das NDR-Medienmagazin ZAPP berichtet über die Studie, erwähnt das überraschende Ergebnis aber nicht, sondern stellt im Gegenteil fest: „… eigentlich haben Journalisten einen wirklich schlechten Ruf. Zu diesem niederschmetternden Ergebnis ist gerade wieder die Umfrage eines Meinungsforschungsinstituts gekommen.“
Können wir auf Grundlage dieser Studie tatsächlich etwas über den Wandel des Berufsprestige aussagen? – Vermutlich kaum, denn die Studie hat ein gravierendes methodisches Problem. Folgende Frage wird seit 1966 in einem Mehrjahresrhythmus an die Bevölkerung gerichtet: „Hier sind einige Berufe aufgeschrieben. Könnten Sie bitte die fünf davon heraussuchen, die Sie am meisten schätzen, vor denen Sie am meisten Achtung haben?“ Den Befragten wird dabei eine Liste mit Berufen vom Arzt über den Pfarrer, den Rechtsanwalt, den Ingenieur, den Politiker, den Studienrat bis zum Gewerkschaftsführer vorgelegt. Das Problem ist aber, dass die Liste jedes Mal anders aussieht: Manchmal sind es 22 Berufe (2005), manchmal 17 (2008) oder auch 18 (2011). Und die Berufsbezeichnungen sind auch unterschiedlich: So wandelt sich zum Beispiel der „Lehrer“ (2005) zum „Grundschullehrer“ und „Studienrat“ (2008) und dann wieder zum „Lehrer“ (2011). Es ist natürlich relevant, ob Journalisten zu den fünf Auserwählten gehören, wenn aus 22 oder aus 17 ausgewählt werden soll (und was die Konkurrenz ist). Ein konkreter Vergleich über Jahre hinweg – also eine Tendenz – ist also mit dieser Studie nicht möglich. Nur eine isolierte Momentaufnahme. In diesen Momentaufnahmen landen die Journalisten allerdings regelmäßig in der zweiten Hälfte. Das ist die einzige Konstante. Der Ruf ist zwar nicht der beste, aber auch nicht der schlechteste – schon gar nicht „niederschmetternd“. Interessant ist, dass im Gegensatz zum Journalisten der „Fernsehmoderator“ – wenn er denn auf der Liste steht (wie 2005 und 2011) – immer an letzter oder vorletzter Stelle landet. Und dabei sind wir wieder beim Definitionsproblem: Ist der „Fernsehmoderator“ Journalist?
Wolfgang Blau: „Dem Journalismus geht es erstaunlich gut”
17. Mai 2010 um 20:57 | Veröffentlicht in Internet, Journalisten, Kapitel_7 | Kommentare deaktiviert für Wolfgang Blau: „Dem Journalismus geht es erstaunlich gut”Heute nur ein Hinweis auf eine erstaunlich gute Analyse von Wolfgang Blau, Chefredakteur von Zeit online. Er schlägt in die gleichen Kerben wie immer wieder auch Alan Rusbridger (Guardian). „Man muss kein Idealist sein, um dem Journalismus ein goldenes Zeitalter vorauszusagen.”
Traumberuf Journalist: Wege in den Journalismus – ein Überblick
7. September 2009 um 10:37 | Veröffentlicht in Journalisten, Journalistik, Kapitel_6 | 1 KommentarNachdem der Pulverdampf der Debatte über einen provozierenden Artikel von Detlef Esslinger zur Ausbildung von Journalisten verraucht ist, möchte ich einen knappen und sachlichen Überblick über die verschiedenen Wege geben, die in den Journalismus führen. Denn auch meine Antwort auf Essingers Text war ein scharf formuliertes Plädoyer für die Journalistik – und kaum geeignet, Schülerinnen und Schüler bei einer sachlichen Entscheidung zu unterstützen, was für jeden persönlich der geeignete Studien- und Ausbildungsweg ist.
Bei der folgenden Übersicht orientiere ich mich an dem Buch „Einführung in den praktischen Journalismus“ (18. Auflage 2008), das Walther von La Roche 1975 erstmals veröffentlicht hat und an dem ich zusammen mit Gabriele Hooffacker seit zehn Jahren mitarbeite.
Wer mehr zu dem Thema wissen möchte, kann das Interview lesen, das ich im Juli für das Jugendnetzwerk fluter.de der Bundeszentrale für politische Bildung gegeben habe: Es ist in erster Linie für Schüler gedacht, die mit dem Gedanken spielen Journalist zu werden (Traumberuf Journalist/in?).
„Den Königsweg in den Beruf gibt es nicht“, schreiben wir in der „Einführung in den praktischen Journalismus“ auf S. 200. Und in der Tat hat man viele Wege zur Auswahl. Continue Reading Traumberuf Journalist: Wege in den Journalismus – ein Überblick…
Neue Studie zum Journalismus im Internet: Blogger erbringen punktuell journalistische Leistung und ergänzen den professionellen Journalismus
20. Mai 2009 um 11:43 | Veröffentlicht in Internet, Journalismusforschung, Journalisten, Kapitel_4, Kapitel_6, Kapitel_7 | 2 KommentareZwischen bezahltem – also profesionellem – Journalismus, Bloggern und Nachrichten-Suchmaschinen besteht weniger ein Konkurrenzverhältnis, sondern vielmehr eine vielschichtige, sich gegenseitig ergänzende Beziehung. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie, welche die „Vermittlungsakteure, -strukturen und -leistungen der aktuellen Internetöffentlichkeit“ drei Jahre lang untersucht hat. Die Autoren Christoph Neuberger, Christian Nuernbergk und Melanie Rischke haben dazu ein Buch veröffentlicht sowie einen kostenlos zugänglichen Beitrag für die Zeitschrift Media Perspektiven. Das Buch besteht aus mehreren Einzelbeiträgen, welche über die DFG-finanzierte empirische Studie hinaus gehen; so ist dort z.B. auch ein Beitrag des australischen Forschers Axel Bruns veröffentlicht („Vom Gatekeeping zum Gatewatching“).
Empirisches Kernstück der Studie war eine Befragung von 503 journalistischen Internet-Angeboten, der eine Vollerhebung vorausgegangen war. Blogger erbringen demnach punktuell journalistische Leistungen und sie sind für die journalistische Recherche wichtig geworden.
„Durch die wechselseitige Thematisierung und Kommentierung beeinflussen sich journalistisch-professionelle und partizipative Angebote. Die Nutzerbeteiligung auf journalistischen Websites erscheint allerdings noch als Experimentierfeld. Die eigentliche Bedrohung des Internets für den professionellen Journalismus wird nicht auf dem Publikums-, sondern auf dem Werbemarkt gesehen: Neue Werbeträger im Internet stellen die Querfinanzierung des Journalismus durch Werbeerlöse infrage.“
SZ-Magazin: Fackelzüge zur Zukunft der Zeitung
7. Mai 2009 um 13:27 | Veröffentlicht in Internet, Journalisten, Kapitel_4, Kapitel_7, Qualität, Zeitung | Kommentare deaktiviert für SZ-Magazin: Fackelzüge zur Zukunft der ZeitungQuerverweis auf meinen Beitrag im Journalismus-Darmstadt-Blog: Das aktuelle SZ-Magazin ruft unter der Schlagzeile „Wozu Zeitung?“ zu „Fackelzügen von Journalisten und Druckern“ auf. Das hat uns wieder einmal zu einer kleinen Bastelanleitung inspiriert, wie man journalistisch mit Fragen zur Zukunft des Journalismus umgeht. Mein Kollege Thomas Pleil betrachtet das Ganze unter dem PR-Aspekt, wünscht sich aber lieber guten Journalismus statt eine PR-Kampagne.
Nach dem Amoklauf: Massive Verstöße gegen die journalistische Ethik
30. März 2009 um 15:15 | Veröffentlicht in Ethik, Journalisten, Kapitel_7, Qualität | 2 KommentareZu den „prekären Konstellationen bei der journalistischen Arbeit“ gehören Zeit- und Produktionsdruck, die individuelle Sehnsucht nach dem Scoop, der exklusiven Story, oder ein hoher Konkurrenzdruck – stellte Siegfried Weischenberg in seinem Buch „Journalistik“ schon Anfang der 1990er Jahre fest (S. 205). Hinzu kommen unausgereifte redaktionelle Konzepte im Umgang mit neuen technischen Möglichkeiten und schlicht Sensationsgeilheit. Man kann die schlimmsten journalistischen Verfehlungen immer wieder beobachten, reflektieren, im Medienjournalismus, in Blogs oder in Wissenschaft und Ausbildung thematisieren – und doch lassen sie sich nicht ausrotten.
Wer mit etwas Abstand die Berichterstattung über den Amoklauf in Winnenden reflektiert, blickt wütend und ratlos auf massive Verletzungen der journalistischen Ethik. Hier einige Beispiele mit Links zur Vertiefung und Diskussion (Dank vor allem an Stefan Niggemeier, der zusammen mit seiner Community auch hier wieder akribisch protokolliert und treffend kommentiert hat):
- Zwei Mitarbeiter von Focus online scheiterten kläglich beim Versuch während der Anreise zum Tatort zu twittern: aufgezeichnet von Stefan Niggemeier.
- Live-Berichterstattung: Stundenlange Sondersendungen, wo doch über das schlimme Ereignis in drei Minuten berichtet wäre, erzeugen hilflose Reporter vor Ort. Wenn dann noch Erfahrungslosigkeit und Naivität hinzu kommen, dann wird das auf RTL gesendet. Reporterin Sarah Jovanovic: „…es ist Wahsinn. Hier blinken die Lichter um uns herum. … es ist Wahnsinn. Es heißt sogar, dass der Täter hier vor Ort noch um sich springen könnte … eine solche Größenordnung… ein Chaos vom Feinsten.“
- Die Belagerung der Kleinstadt Winnenden in den Stunden und Tagen danach: Jugendliche werden vor die Kameras gezerrt. Wütende Botschaften von Schülern an Journalisten: „Lasst uns in Ruhe trauern“, „Keine Presse“. Die NDR-Sendung ZAPP dokumentiert das unfassbare Fehlverhalten von Journalisten aus aller Welt.
- Die Heroisierung des Täters und der Tat: Tim K. wird zum Spiegel-Titel, Bild setzt den Amoklauf mit schwarzer Kampfuniform und Heldenpose in Szene. „Kurze Sachinformation hätte gereicht. Die Gefahr des Nachahmereffekts ist ein riesiges Problem“, sagt die Kriminologin Britta Bannenberg im Chat nach der Anne Will-Sendung.
- In vielen Magazinen und Zeitungen – unter anderem Bild, Bild am Sonntag, Focus, Stern – sind Fotos von (jugendlichen) Opfern zu sehen. Zum einen wurde dabei eklatant gegen den Pressekodex verstoßen, der in der Richtlinie 8.1 fordert, dass weder Opfer noch Täter in Wort und Bild genannt und gezeigt werden. Zum anderen wurden die meisten dieser Fotos aus sozialen Netzwerken im Internet (u.a. Schüler VZ) einfach kopiert, ohne die Angehörigen der Opfer zu fragen. Die ARD-Sendung Panorama hat in einem Beitrag den Foto-Raubzug von Journalisten im Internet – auch zu anderen Themen – angeprangert (vgl. den Beitrag von Niggemeier dazu).
- Wer ist schuld an der schmutzigen Berichterstattung? Findige Journalisten machen das Web 2.0 und die Möglichkeit, dass jetzt alle mitreden und mitdiskutieren können, dafür verantwortlich. So zum Beispiel der Chefredakteur von Welt und Welt am Sonntag Thomas Schmid: „Letztlich aber sind es nicht einmal, wie die linke Kulturkritik meint, „die“ Medien, die dem Täter zum Ruhm verhelfen. Es sind Krethi und Plethi, die das (oft mit medialer Hilfestellung) besorgen. Und das ist, wenn man will, ein Demokratisierungserfolg. Konnten früher medial nur die Privilegierten, also die journalistischen Fachleute, mithalten, hat das weltweite Netz, das alle mit allen verbinden kann, im Prinzip jeden Einzelnen zum Wirklichkeitsdeuter und -bildner gemacht. Dass Tim K. heute eine populäre, in der ganzen Welt bekannte Gestalt ist, ist auch eine Folge von user generated content.“ Der Herr Chefredakteur übersieht dabei die Verfehlungen der eigenen Zunft, der eigenen Redaktion und des eigenen Verlags (Springer). Das große Aufmacherfoto, mit dem sein Beitrag in der Welt am Sonntag geschmückt war, zeigte einen namenlosen trauernden Jugendlichen – fotografiert bei der Trauerfeier. Direkt daneben die Überschrift: „Die Unsterblichkeit des Amok-Täters“. Es ist unglaublich, mit welcher Dreistigkeit angebliche Qualitätsmedien (hier: ein Chefredakteur!) agieren. Den treffenden Analysen von Stefan Niggemeier und Thomas Wanhoff ist nichts hinzuzufügen.
Das alles macht wütend und ratlos. Warum können Journalisten und Redaktionen so selten schweigen? Oder über das eigene Tun nachdenken?
Nachtrag (4.4.09): Der Sender RTL hat den TV-Ausschnitt aus seiner Nachrichtensendung bei You Tube sperren lassen. Stefan Niggemeier hat nachgehakt und das Video erneut bei Sevenload platziert. Sein Blogbeitrag und die Diskussionen der Nutzer dazu sind sehr interessant: Muss es sein, dass ein Watch-Blog so hartnäckig mit einer einzelnen journalistischen Fehlleistung umgeht und die junge unerfahrene Reporterin nochmals vorführt (deren journalistische Laufbahn damit vermutlich zerstört ist)? Oder ist es durchaus angemessen, darauf herumzureiten, weil die Dokumentation des Videos zeigt, dass ja eigentlich die RTL-Redaktion und die Redaktionsleitung für die desaströse Berichterstattung verantwortlich sind, weil sie auf keinen Fall ein junge, unerfahrene Kollegin mit dieser schwierigen Live-Berichterstattung hätten beauftragen sollen? – Dass „Sarah Jovanovic“ seit einigen Tagen dasjenige Suchwort ist, mit dem dieses Blog hier am häufigsten gefunden wurde, macht mich sehr nachdenklich. Offenbar machen sich viele Internet-Nutzer über die junge Reporterin lustig. Vielleicht sollten auch Medienkritiker manchmal innehalten und länger überlegen, was man wie kritisiert (ich nehme mich hier gar nicht aus). Denn die eigentlichen Verantwortlichen hinter den Kulissen (hier: die RTL-Redaktionsleitung, auch Chefredakteur Peter Kloeppel) trifft man mit platter Kritik an einer Reporterin nicht. Da muss man schon intensiver analysieren und auf redaktionelle Zwänge und Hierarchien hinweisen. RTL bemüht sich inzwischen um Schadensbegrenzung und hat ein Video unter dem Titel „RTL-Reporterin Sarah Jovanovic in Winnenden“ im eigenen Web-Angebot platziert. Dort ist die Reporterin in einem unverfänglichen TV-Ausschnitt zu sehen.
Die Krise
20. November 2008 um 19:14 | Veröffentlicht in Internet, Journalisten, Kapitel_4, Kapitel_7, Medienökonomie, Zeitung | 1 KommentarSehr viele Menschen aus Journalismus und Medienunternehmen reden zurzeit über die Krise. Die dunklen Wolken am Horizont des Arbeitsmarkts für Journalisten haben sich verdichtet. Wieder einmal wird deutlich, wie stark die Medien aufgrund ihrer Anzeigenfinanzierung von den Konjunkturzyklen abhängig sind: Der Konjunkturabschwung und die weltweiten Rezessionsängste schlagen auf die Redaktionsetats durch, wenn zum Beispiel die Banken-, Auto- oder Stellenanzeigen ausbleiben. Aktuelle Krisenbeispiele aus dem Verlagswesen sind die Süddeutsche Zeitung (1,2), die F.A.Z. (1,2), die WAZ-Gruppe in NRW (1,2) und Gruner+Jahr, wo die Zeitschrift „Park Avenue“ eingestellt wird und die Redaktionen von FTD, Capital, Impulse und Börse online zusammengelegt werden sollen (1,2).
Nach aktuellen Angaben von Nielsen Media Research sind die Werbeeinnahmen vor allem der Printmedien im Jahresdurchschnitt mittlerweile zurückgegangen (Jan. bis Okt. Zeitschriften -4,3% und Tageszeitungen -0,2%). In einer Pressemitteilung vom 13. Oktober war noch von einem Wachstum im dritten Quartal die Rede – insgesamt und vor allem bei Fernsehen und Tageszeitungen (Jan. bis Sept. Zeitschriften -3,8% und Tageszeitungen +0,5 %). Der Einbruch im Oktober muss schon massiv gewesen sein. Bei der Online-Werbung zeichnet sich der Rückgang schon seit Jahresbeginn ab – auch wenn die Wachstumszahlen vergleichsweise groß bleiben: Die Zuwächse lagen im ersten Quartal bei 44%, im zweiten bei 39% und im dritten bei 30%. Im Internet bleiben die Aussichten rosig: „Trotz der abflachenden Wachstumsraten ist ein Ende des Online-Werbebooms noch lange nicht in Sicht“, so Nielsen Media Research. Der Online-Werbemarkt hat inzwischen den Radiomarkt überholt und macht schon rund ein Viertel des Zeitungs-Werbemarkts aus.
Wir erinnern uns noch gut an die letzte Krise, als z.B. die Tageszeitungen zwischen 2000 und 2004 fast ein Drittel der gesamten Anzeigeneinnahmen verloren. Die Jahre 2001 bis 2004 waren düstere Zeiten auf dem journalistischen Arbeitsmarkt. Die Redaktionen sind inzwischen so stark verdichtet, dass eine weitere Sparwelle schmerzhafte Qualitätseinbußen mit sich bringen wird.
Wer im nächsten Jahr seine Journalistenausbildung abschließt, wird es nicht leicht haben, gleich einen guten Job zu bekommen. Man muss wohl mit noch mehr Einstellungstops in weiteren Redaktionen rechnen. Die aktuelle Krise wird den Wandel des Journalismus beschleunigen: Mehr plattform-übergreifendes redaktionelles Arbeiten, mehr journalistische Ressourcen fürs Internet und weniger für Print. Wer schon in der Ausbildung auf den Online-Journalismus baut, setzt nach wie vor auf einen Boombereich (auch wenn mir dies auf dem Fachjournalistenkongress nicht alle geglaubt haben). Der Geschäftsführer des Verbands Deutscher Zeitschriftenverleger VDZ, Wolfgang Fürstner, zum Beispiel sagte turi-tv: „Wir haben ein Defizit an technik- und internetaffinen, jungen Fachleuten und der Markt bildet noch nicht genügend aus.“
Nachtrag (25.11.): Das TV-Medienmagazin „Zapp“ des NDR bringt einen Beitrag zur Medienkrise (morgen Abend) und hat im Internet ein Dossier zu diesem Thema zusammengestellt – mit weiteren Interviews und Beiträgen aus den ARD-Anstalten.
Journalisten-Report Österreich
18. September 2007 um 13:48 | Veröffentlicht in Journalismusforschung, Journalisten, Kapitel_1, Kapitel_6 | Kommentare deaktiviert für Journalisten-Report ÖsterreichAnfang Oktober erscheint nun endlich der österreichische Journalisten-Report, der auf Initiative des „Medienhaus Wien“ entstanden ist. Die repräsentative Befragung enthält sicher einige überraschende Ergebnisse. So ist zum Beispiel einer Vorabmeldung, die ich im Lehrbch „Journalistik“ zitiert habe, zu entnehmen, dass der Frauenanteil im österreichischen Journalismus relativ hoch ist: 42 Prozent (in D 37 Prozent, CH 32 Prozent, USA 33 Prozent). Das Buch „Der Journalisten-Report. Österreichs Medien und Ihre Macher“ wird am 5. Oktober um 17.30 Uhr im Bundeskanzleramt präsentiert. Auf dem Podium sitzen dann neben den Autoren Andy Kaltenbrunner, Matthias Karmasin, Daniela Kraus und Astrid Zimmermann zwei deutsche Diskutanten: Annette Milz vom „Medium Magazin“ und Siegfreid Weischenberg vom Hamburger Institut für Journalistik und Kommunikationswissenschaft, der die Studie „Journalismus in Deutschland“ verantwortet hat. Der Titel der Podiumsdiskussion („Der Drei-Klassen-Journalismus“) lässt vermuten, dass auch die österreichischen Kollegen unterhalb der breiten Masse ein (meist frei arbeitendes) Journalismus-Proletariat und oberhalb die Alpha-Journalisten verorten.
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