Der Druck im Newsroom wächst
4. September 2013 um 16:59 | Veröffentlicht in Journalisten, Kapitel_4, Kapitel_7, Medienökonomie, Newsroom, Qualität, Redaktion, Zeitung | Kommentare deaktiviert für Der Druck im Newsroom wächstWeil ich in diesem Blog häufig über Trends der Redaktionsorganisation und Redaktionsforschung berichte, verweise ich heute auf den Beitrag von Hans-Joachim Graubner, der vor ein paar Tagen von seiner Arbeit im Newsroom der Stuttgarter Zeitung erzählt hat. Der Druck sei stark gestiegen, immer mehr Seiten müssten von der gleichen Mannschaft betreut werden – plus neue Publikationskanäle wie Website, Facebook und Twitter. Ein eindrückliches Beispiel dafür, wie die Aufgaben am Newsdesk wachsen. Der Beitrag ist auf einem Streikblog erschienen, mit dem Redakteurinnen und Redakteure der Stuttgarter Zeitung und der Stuttgarter Nachrichten gegen Gehaltsabsenkung und für die Anerkennung journalistischer Arbeit durch die Arbeitgeber (also das Verlagsmanagement) kämpfen.
Auch die Schweiz berechnet Sterbedatum der Tageszeitung: 2045
26. März 2012 um 18:23 | Veröffentlicht in Kapitel_4, Medienökonomie, Zeitung | Kommentare deaktiviert für Auch die Schweiz berechnet Sterbedatum der Tageszeitung: 2045Na, wer sagt’s denn: Auch wenn die statistisch berechnete Todesanzeige als „unwissenschaftlich“ angesehen wird, bleibt sie spannend und herausfordernd. Die Schweizer „Werbewoche“ hat es mir nachgemacht und den Abwärtstrend der gedruckten Tageszeitungen bis zum Untergang hochgerechnet: Dort kommt man auf das Jahr 2045. Und man ist froh, damit näher an der Vorhersage des us-amerikanischen Journalistikprofessors Philip Meyer (im Buch „The Vanishing Newspaper“ hat er 2043 berechnet) zu liegen als am deutschen Journalistikprofessor Klaus Meier mit dem Ergebnis 2034 ;-):
„Wir sind bei 2045 geblieben, weil dies nicht nur in der Nähe des amerikanischen Professors liegt, sondern auch hinreichend weit weg ist, um eine Panik in der Schweizer Medienbranche zu vermeiden.“
Bild nicht mehr „größte Tageszeitung Europas“: Britische Sun hat jetzt mehr Auflage
8. März 2012 um 11:24 | Veröffentlicht in Kapitel_4, Medienökonomie, Zeitung | 7 KommentareDie Zeitung „Bild“ ist seit Jahrzehnten sehr stolz darauf, die „größte Tageszeitung Europas“ zu sein. Nicht nur in den Selbstdarstellungen der „Bild“ und des Axel-Springer-Verlags, auch in der ganzen Branche wird das immer wieder betont. So schrieb zum Beispiel das Handelsblatt noch im September 2011: „Bild ist mit täglich 2,9 Millionen verkauften Exemplaren die mit Abstand meistverkaufte Zeitung in Europa.“ Damit ist jetzt Schluss. Die aktuellen IVW-Zahlen für das viertel Quartal 2011 weisen die „Bild“ mit einer verkauften Auflage von 2.702.206 aus. Die britische „The Sun“ hat jetzt die „Bild“ überholt: Die aktuelle Auflagenstatistik listet die „Sun“ für den Januar mit 2.751.219 als „average sale“ aus.
Natürlich kann sich das wieder ändern. Die „Sun“ schwankt von Monat zu Monat relativ stark – zwischen August und Dezember 2011 zwischen 2,80 und 2,53 Mio. Und die „Bild“ hatte Ende 2011 schon ein ausgesprochen schlechtes Quartal (der Jahresschnitt 2011 dürfte bei ca. 2,84 Mio. liegen). Aber die „Bild“ verliert kontinuierlich 150.000 Exemplare im Jahr, lag vor zehn Jahren bei 4 Mio. – und es bleibt festzuhalten, dass die Aussage über die „größte Tageszeitung Europas“ künftig immer aktuell zu recherchieren ist und dass Lexikoneinträge umgeschrieben oder ergänzt werden sollten. Auch beim Infomaterial des Springer-Verlags unter dem Titel „Daten und Fakten zu Europas größter Tageszeitung“ stimmen die Fakten nicht mehr.
Immer wieder: die Kampagnen der Verlagsredaktionen gegen ARD und ZDF
26. September 2011 um 9:03 | Veröffentlicht in Öffentlich-rechtliche, Kapitel_4, Medienökonomie, Qualität, Zeitung | Kommentare deaktiviert für Immer wieder: die Kampagnen der Verlagsredaktionen gegen ARD und ZDFStefan Niggemeier hat den gestrigen Sonntag genutzt, um auf ein wiederkehrendes Problem hinzuweisen: Die Medienredaktionen von Zeitungsverlagen berichten nicht unabhängig und fair über die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten. Dieses Mal geht es um eine völlig verzerrte Darstellung der Forderungen nach einer Gebührenerhöhung. ARD/ZDF wollen sparen und fordern weit weniger als die Inflationsrate. „Zeit“, „Bild“, „FAZ“ und viele andere sehen darin Maßlosigkeit und Gier. Das ist Kampagnenjournalismus, der nicht nachzuvollziehen ist. Niggemeier hat dies klar analysiert und dargelegt.
Neue TV-Senderdatenbank
9. Mai 2011 um 10:35 | Veröffentlicht in Kapitel_4, Medienökonomie | Kommentare deaktiviert für Neue TV-SenderdatenbankDie Landesmedienanstalten haben ihre Fernsehsender-Datenbank überarbeitet und aktualisiert. Für die Recherche zu allen bundesweit empfangbaren privaten und öffentlich-rechtlichen Fernsehsendern ist das Tool auf jeden Fall zu empfehlen.
30 Jahre „taz“: Erinnerungen an Haschischduft aus der Dunkelkammer und dilettantische Amateur-Journalisten
16. April 2009 um 9:54 | Veröffentlicht in Kapitel_4, Medienökonomie, Zeitung | Kommentare deaktiviert für 30 Jahre „taz“: Erinnerungen an Haschischduft aus der Dunkelkammer und dilettantische Amateur-JournalistenEs gibt in Deutschland in den vergangenen Jahrzehnten nur zwei Zeitungsgründungen, die längerfristig überlebten: die „taz“ (1979) und die „FTD“ (2000). Beide nutzten den Zeitgeist der Gründungsphase: die „FTD“ den Börsenboom der Jahrtausendwende und die „taz“ die links-alternative Szene der späten 70er Jahre, aus der auch die Grünen hervorgegangen sind. Am 17. April 1979 ist die erste Ausgabe der „taz“ erschienen. Was vor genau 30 Jahren begann, wird heute als Zukunftsmodell der Tageszeitung im Internet-Zeitalter beschrieben: Die „taz“ gehört keinem Verleger oder Medienkonzern, sondern einer Genossenschaft aus Leserinnen und Lesern. Und sie wurde damals von politisch motivierten Amateuren gemacht – heute würde man sie wohl „Blogger“ nennen.
Michael Sontheimer war mit dabei. Er erinnert sich an die ersten Tage, an den Haschischduft aus der Dunkelkammer und die Selbstausbeutung der Laien, die sich als Journalisten versuchten, und dabei „genial dilettantisch“ arbeiteten:
„Es hat funktioniert. Es hat deshalb funktioniert, weil wir keine Journalisten waren, sondern politisch motivierte Amateure. Die „taz“ wandelte sich, ganz anders als wir uns das gedacht hatten, von einem radikalen Szeneblatt zum Medium des neuen alternativen Bürgertums – ihr Weg ähnelte dem der Grünen. Die „taz“ wurde auch zur erfolgreichsten Journalistenschule der Nation – keine wichtige Redaktion ohne ehemalige „taz“-Redakteure.“
Inzwischen hat sich die „taz“ – mit Ausnahme einzelner Provokationen, die man auch als ethische Entgleisungen bezeichnen kann – der Berliner Medienszene angepasst: Den 30. feiert man mit einer Gala und einem Kongress und ab Samstag mit neuem Layout (von der Agentur KircherBurckhardt, die seit einigen Jahren das Erscheinungsbild der deutschen Tageszeitungen prägt und vereinheitlicht).
Journalismus in Zeiten der Wirtschaftskrise
31. März 2009 um 16:50 | Veröffentlicht in Internet, Journalismusforschung, Kapitel_4, Kapitel_7, Medienökonomie, Qualität, Zeitung | Kommentare deaktiviert für Journalismus in Zeiten der WirtschaftskriseUnter dem Titel „Journalismus und Wirtschaft“ ist gerade die Ausgabe 1/09 des „Journalistik Journal“ erschienen. Darin u.a. Beiträge von Horst Pöttker („Ökonomisierung des Journalismus?„), Susanne Fengler („Der Journalist als Homo oeconomicus„), Klaus Arnold („Mit Qualität aus der Krise?„) und mir („Journalismus in Zeiten der Wirtschaftskrise„). Es ist nicht leicht, zwischen der derzeitigen Wirtschafts- und Anzeigenkrise und dem langfristigen strukturellen Medienwandel zu unterscheiden – vor allem auch weil die aktuelle Krise den Strukturwandel beschleunigt. Die genannten Beiträge können bei dieser Unterscheidung helfen.
Nachtrag (2.4.): Bayern 2 Radio hat ein Dossier zu diesem Thema zusammengestellt: „Ende der vierten Gewalt?“ Und die Drehscheibe hat einen sehr guten Beitrag von Jeff Jarvis übersetzt, welcher Ideen und Visionen vor allem für den Lokaljournalismus zusammenfasst. Das ist eine prima Ergänzung zu meiner Krisenanalyse.
Umfassendes Gutachten zur Entwicklung der Medien in Deutschland
19. Dezember 2008 um 11:20 | Veröffentlicht in Journalismusforschung, Kapitel_4, Kapitel_7, Kommunikationsfreiheit, Medienökonomie, Qualität | 1 KommentarDie Bundesregierung hat in dieser Woche einen neuen Medien- und Kommunikationsbericht in Berlin vorgestellt. Der letzte Bericht stammt aus dem Jahr 1998. Ziel dieser Berichte, die an den Bundestag gehen und öffentlich zur Verfügung stehen, ist es in erster Linie, die Medienpolitik in Deutschland darzulegen. Das ist bei den Aspekten, die mit Journalismus zu tun haben, dann nicht so richtig befriedigend: Häufig werden „Defizite festgestellt“ und es wird schön formuliert, dass die Bundesregierung einen „erheblichen Handlungsbedarf“ sieht (z.B. zur Aus- und Fortbildung von Journalisten, S. 85f.) – aber die Standardantwort ist meist, dass die Bundesregierung nur beschränkte Handlungsmöglichkeiten hat und andere gefordert sind (z.B. die Medienunternehmen, was die praktische Ausbildung betrifft, oder die Bundesländer, was die Hochschulausbildung angeht). Das ist zwar richtig, nur wahnsinnig erhellend ist der Bericht dann in dieser Hinsicht nicht – und erst recht nicht lösungsorientiert. Dieses Geschwurbel hätte man sich schenken können (jetzt hat es halt die Bundesregierung auch mal gesagt).
Aber: Für ein wissenschaftliches Fachpublikum ist vor allem das umfassende Gutachten, das dem Bericht zu Grunde lag, lesenswert: Das Hans-Bredow-Institut der Universität Hamburg hat auf 380 Seiten die Entwicklung der Medien in den vergangenen zehn Jahren zusammengefasst und analysiert – auf Basis einer intensiven Recherche in zahlreichen wissenschaftlichen Studien. Das Gutachten stammt vom 4. Juni 2008 und steht jetzt ebenfalls als pdf-Datei zur Verfügung. Ich empfehle die pdf-Datei für Journalistik-Studierende als Basis für wissenschaftliche Recherchen in Seminaren und Abschlussarbeiten. Vielleicht kann man ja auch über die Feiertage mal reinlesen…
Die Krise
20. November 2008 um 19:14 | Veröffentlicht in Internet, Journalisten, Kapitel_4, Kapitel_7, Medienökonomie, Zeitung | 1 KommentarSehr viele Menschen aus Journalismus und Medienunternehmen reden zurzeit über die Krise. Die dunklen Wolken am Horizont des Arbeitsmarkts für Journalisten haben sich verdichtet. Wieder einmal wird deutlich, wie stark die Medien aufgrund ihrer Anzeigenfinanzierung von den Konjunkturzyklen abhängig sind: Der Konjunkturabschwung und die weltweiten Rezessionsängste schlagen auf die Redaktionsetats durch, wenn zum Beispiel die Banken-, Auto- oder Stellenanzeigen ausbleiben. Aktuelle Krisenbeispiele aus dem Verlagswesen sind die Süddeutsche Zeitung (1,2), die F.A.Z. (1,2), die WAZ-Gruppe in NRW (1,2) und Gruner+Jahr, wo die Zeitschrift „Park Avenue“ eingestellt wird und die Redaktionen von FTD, Capital, Impulse und Börse online zusammengelegt werden sollen (1,2).
Nach aktuellen Angaben von Nielsen Media Research sind die Werbeeinnahmen vor allem der Printmedien im Jahresdurchschnitt mittlerweile zurückgegangen (Jan. bis Okt. Zeitschriften -4,3% und Tageszeitungen -0,2%). In einer Pressemitteilung vom 13. Oktober war noch von einem Wachstum im dritten Quartal die Rede – insgesamt und vor allem bei Fernsehen und Tageszeitungen (Jan. bis Sept. Zeitschriften -3,8% und Tageszeitungen +0,5 %). Der Einbruch im Oktober muss schon massiv gewesen sein. Bei der Online-Werbung zeichnet sich der Rückgang schon seit Jahresbeginn ab – auch wenn die Wachstumszahlen vergleichsweise groß bleiben: Die Zuwächse lagen im ersten Quartal bei 44%, im zweiten bei 39% und im dritten bei 30%. Im Internet bleiben die Aussichten rosig: „Trotz der abflachenden Wachstumsraten ist ein Ende des Online-Werbebooms noch lange nicht in Sicht“, so Nielsen Media Research. Der Online-Werbemarkt hat inzwischen den Radiomarkt überholt und macht schon rund ein Viertel des Zeitungs-Werbemarkts aus.
Wir erinnern uns noch gut an die letzte Krise, als z.B. die Tageszeitungen zwischen 2000 und 2004 fast ein Drittel der gesamten Anzeigeneinnahmen verloren. Die Jahre 2001 bis 2004 waren düstere Zeiten auf dem journalistischen Arbeitsmarkt. Die Redaktionen sind inzwischen so stark verdichtet, dass eine weitere Sparwelle schmerzhafte Qualitätseinbußen mit sich bringen wird.
Wer im nächsten Jahr seine Journalistenausbildung abschließt, wird es nicht leicht haben, gleich einen guten Job zu bekommen. Man muss wohl mit noch mehr Einstellungstops in weiteren Redaktionen rechnen. Die aktuelle Krise wird den Wandel des Journalismus beschleunigen: Mehr plattform-übergreifendes redaktionelles Arbeiten, mehr journalistische Ressourcen fürs Internet und weniger für Print. Wer schon in der Ausbildung auf den Online-Journalismus baut, setzt nach wie vor auf einen Boombereich (auch wenn mir dies auf dem Fachjournalistenkongress nicht alle geglaubt haben). Der Geschäftsführer des Verbands Deutscher Zeitschriftenverleger VDZ, Wolfgang Fürstner, zum Beispiel sagte turi-tv: „Wir haben ein Defizit an technik- und internetaffinen, jungen Fachleuten und der Markt bildet noch nicht genügend aus.“
Nachtrag (25.11.): Das TV-Medienmagazin „Zapp“ des NDR bringt einen Beitrag zur Medienkrise (morgen Abend) und hat im Internet ein Dossier zu diesem Thema zusammengestellt – mit weiteren Interviews und Beiträgen aus den ARD-Anstalten.
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